Von der Partie sind wie im letzten Jahr vier Festrumpf Katamarane und unser Happy cat evo scherzhaft als Schlauchi bezeichnet. Wir sind leicht im Nachteil, da die Festrumpf Katamarane gut das doppelte an Segelfläche tragen. Alle haben so um die 20qm Segelfläche und wir bescheidene 12 qm.
Einen weiteren Vorteil haben wir dieses Jahr im Vergleich zum letzten Jahr. Wir können eine Stunde länger schlafen. Es haben sich die wilden Brückenöffnungszeiten der Zecheriner Brücke um eine Stunde nach hinten verschoben.
So hieß es für uns alle am Montag Morgen nicht um 06:00 Uhr sondern erst um 07:00 Uhr aufstehen. Das gemeinsame Frühstück auf der Terrasse des Wassersport Camps mit herrlichem Blick auf den Penestrom haben wir genossen und gleichzeitig ein Skipper Breefing durchgeführt. Um neun Uhr wurden die Boote klar gemacht. Wir sind als erste gestartet, da zu erwarten ist, dass uns die großen Catamarane überholen werden. Erster Treffpunkt wird die Zecheriner Brücke für uns alle sein. Michael macht sich wegen uns keine Sorgen mehr, da wir letztes Jahr mit unserem Schlauchi überzeugt haben. Wir erlebten einen traumhaften Start. Bei super blauem Himmel und mindestens 6 Seeadlern über uns begannen wir unsere Segelwoche. Sechs Seeadler über unserem Boot und das in Deutschland zu erleben ist schon toll.
Neben den Hoby Katamaranen war auch ein Top Cat dabei. Dieser musste auf Grund der Teilnehmerzahl von einem Segler allein gesegelt werden. Sonst waren alle Boote mit zwei Seglern besetzt. Claus und Mareck, die den Top Cat jeweils abwechselnd segeln werden, freuen sich auf das Abenteuer. Es war auch nicht ganz unkritisch. Ich fragte Claus, ob er den Top cat bei einer Kenterung alleine aufrichten könne. Nein, teilte er mir mit, dazu benötigt er doch einen zweiten Mann(Frau). Mir selbst wäre bei dem Gedanken nicht ganz wohl gewesen, aber Claus hatte kein Problem damit. Es würde schon einer von uns vorbei kommen. Außerdem beherrscht er den Top cat sehr gut, dass muss man schon sagen.
In der Regel stellt sich vor dem Start für den Katamaransegler die Kleiderfrage. Neopren Shorti, Langer Neoprenanzug oder Trockenanzug. Je nach Wetter kann das Eine oder Andere richtig sein. Umziehen ist eher schlecht auf dem Trampolin. Es geht, ist aber ein echter Balanceakt.
Die Kleiderfrage war heute nicht das Problem. Für den August ist es eindeutig zu kalt, und so hatten wir überhaupt kein Problem unsere Trockenanzüge anzuziehen. Aus Erfahrung wissen wir, dass uns nach etlichen Stunden auf dem Trampolin doch kalt wird. Dies liegt zum einen daran, dass man beim Katsegeln nun einmal nass wird, und dann kommt noch der Windchill Faktor hinzu, welcher zusätzlich auskühlt. Der Windchillfaktor beschreibt den Unterschied zwischen der gemessenen Lufttemperatur und der gefühlten Temperatur. Der Windchill kühlt einen unweigerlich aus! Ist einem erst einmal kalt, dann dauert es Stunden bis man wieder warm wird. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr beim Katamaransegeln. Besonders wenn man weiß, dass man den ganzen Tag unterwegs ist. Usedom ist nun einmal nicht die Karibik.
An Lasan vorbei ging es heute gemächlich auf die Zecheriner Brücke zu. Die Brücke ist so niedrig gebaut, dass selbst wir mit unserem 6 Meter hohen Mast nicht hindurchpassen. Die großen Cat`s passen dann natürlich erst recht nicht unter der Brücke durch. Kurz vor der Brücke bekamen wir noch mal richtig Wind und wir konnten alle richtig Gas geben. Ein Probeanlauf auf die Brückendurchfahrt bestätigte uns, dass wir gut unter Segeln die Brücke passieren können. Wir waren natürlich mal wieder zu früh, aber wenn wir den Brückenzug um 10:45 Uhr verpasst hätten wäre der nächste Brückenzug erst um 16:45 gewesen. So legten wir uns eine Stunde vor Anker und warteten. Die Zeit wurde für ein Sonnenbad und ein Schläfchen genutzt.
Noch am Rande sei erwähnt, dass uns ein Begleitfahrzeug mit großem Anhänger begleitet. In diesem sind unsere Zelte und Kleidersäcke verstaut. So haben wir ausreichend Platz auf dem Trampolin. Bei unserem Boot ist dies nicht so problematisch, da wir vor dem Mast ein Gepäcknetz fahren. Aber die normalen Kats besitzen so etwas nicht.Wir haben noch eine Gepäcktasche dabei. Ich hatte ja für unseren Wanderurlaub in Dänemrk schöne Taschen gekauft. In Diese konnte jeder von uns einen Satz Wechselzeug und Schuhe verstauen. So waren wir wenigstens auf alles vorbereitet. Unser Begleitfahrzeug war nicht mehr das Jüngste und es war mit technischen Problemen zu rechnen. Sprich es hätte passieren können, dass wir weit vor unserem Begleitfahrzeug am Ziel waren. Ich kann hier schon sagen, dass unser Begleitfahrzeug durchgehalten hat.
Pünktlich um 10:45 Uhr öffnete sich die Brücke, und nach dem die ersten großen Yachten durch waren sind wir Katamarane hindurchgefahren. Dabei haben wir immer das Problem, dass die Windabdeckung zwischen den Brückenpfeilern uns fast zum stehen bringt. Daher müssen wir das Ganze mit etwas Speed angehen. Einen Motor haben wir ja nicht, sondern nur ein Paddel. Wir müssen alle Manöver unter Segeln erledigen. Es ist immer wieder für mich ein Highlight, wenn wir die Brücke passiert haben und nur unter Segeln mit unserem kleinen Schlauch Katamaran die motorenden Segler ganz locker überholen. Daran erkennt man erst einmal wie schnell wir eigentlich sind. Im Vergleich zu den Festrumpf Cats haben wir immer das Gefühl, dass wir stehen. Nun ging es auf die Karniner Brücke zu. Das ist die Brücke Höhe Anklam, die öfters im Fernsehen zu sehen ist. Die alte Brückenruine steht halb gesprengt im Penestrom. Wir mit unserem Schlauchcat müssen uns in diesem Sektor besonders an das Fahrwasser halten, da unter Wasser Stahlstreben lauern. Einen Platten wollen und können wir uns nicht leisten. Danach geht es in das Stettiner Haff und bei SW Wind mit achterlicher Brise auf Kamminke zu.
Der Wind nimmt immer weiter zu. Wir können Kamminke schon grob ausmachen. Dieses Jahr ist es etwas leichter mit der Navigation für uns, da wir diese Tour schon einmal gesegelt sind. Curt hat die Pinne, und so kann ich auch mal einen Blick nach achtern ( hinten) riskieren. Was ich da sehe ist nicht ganz Ohne. Es kommt von achtern ein Unwetter auf, und es zieht schnell. Vor dem Unwetter läuft eine Windwalze, ich kann Diese gut anhand des Wellenbildes an der Wasseroberfläche ausmachen.
" Curt da kommt von achtern gleich etwas mehr Wind " sage ich zu meinem Steuermann.
" Alles klar , dann holen wir die Anderen ja noch ein ";kommt es entspannt zurück.
Das Ganze entwickelt sich zu einer richtigen Rauschefahrt. Unsere großen Cats, die schon kurz vor Kamminke sind haben gut mit den Windböen zu kämpfen, und kurz vor dem Ziel haut es Claus mit dem Top Cat um. Zum Glück sind die anderen Cats nicht weit und können Claus helfen. Wir selbst können das Ganze nur aus der Ferne beobachten , da wir noch zu weit weg sind. Auch bei uns geht die Post ab .Wusch, haut eine Welle über das vordere Trampolin und zerspringt an unserer Gepäcktasche. Wir jagen mit fast achterlichen Wind dahin. Surfen die Wellen, die immer höher werden, herunter. Unser Kat macht sich prächtig, gerade bei diesen ausgedehnten Surf´s machen sich die Waverümpfe bemerkbar. Unsere Rümpfe neigen überhaubt nicht dazu sich in die Wellen zu bohren.
Jetzt haben wir nicht nur Wasser von vorne und unten , nein jetzt kommt es auch noch eiskalt von oben. Der Regenschauer hat uns erreicht. Wir sind heil froh, dass wir unsere Trockenanzüge tragen. Man ist das Wasser von oben kalt, da wärmt glatt die Gischt von vorne, die von unseren Rümpfen kommt. So rauschen wir auf Kaminke zu. Unsere Mitsegler haben zu kämpfen. Von unserer Position aus sieht es so aus als ob alle an einer Stelle stehen und nicht voran kommen.
Wir fühlen uns gut. Klar müssen wir uns konzentrieren, aber ich habe genügend Zeit als Vorschoter schöne Fotos zu schießen. Gerade wird der Top-Cat auf den Strand gezogen, da kommen wir angerauscht. Absolut souverän laufen wir auf den Strand auf und werden mit großem Hallo begrüßt. Das Strahlen ist aus unseren Gesichtern nicht wegzubekommen. Das war einfach nur super. Bis auf unseren Verklicker am Bug haben wir keine Verluste oder Schäden am Boot. Selbst der Verklicker ist noch da, diesen hatte ich vorsichtshalber noch mit einem Bändsel gesichert. Okay, ab einem Meter Wellenhöhe hat er da Vorne eine etwas exponierte Stellung. Dann ist halt mit seinem Verschwinden zu rechnen.
Mein GPS gibt einen Topspeed von 23,9 km/h an das sind ca. 12 Knoten. Nicht schlecht für ein "Schlauchi" finden wir.
Auch unsere Festrumpf-Leute waren überrascht, dass wir mit unserem Evo schon da waren. Sie hatten das Gefühl gerade erst angekommen zu sein, und schon waren wir auch da. Na, was will man mehr.
Nach der Anlandung in Kamminke hieß es erst für uns alle, einmal alle trocken legen. Zum Glück war unser Begleitfahrzeug mit Jürgen schon vor Ort. Es ist immer wieder schön am Strand neben unseren Catamaranen zu zelten. Dies ist nur möglich durch die Organisation von Michael Hahn. Nach dem das Lager errichtet ist, geht es erst einmal zur Gaststätte einen Kaffee ziehen. Amelie hat so einen großen Hunger auf Kuchen, dass sie die Bedienung des Lokals so lange nervt bis sie aus der letzten Ecke noch Kuchen für uns zaubert.
Das Abendessen fand diesmal nicht in der Gaststätte am Strand statt. Michael hätte fest buchen müssen. Das konnte er natürlich nicht, da er ja nicht wusste wie das Wetter wird. Zum Glück gibt es in Kamminke mehr als eine Gaststätte. So freute sich der Wirt der zweiten Gaststätte über eine Gruppe von 10 Gästen, die ziemlich ausgehungert daher kamen. Wenn man den ganzen Tag draußen an der frischen Luft ist, und auch noch sportlich tätig war, hat man entsprechenden Appetit.
Rolf hat sich hier schon als Gastronomiespezialist erwiesen. Sein bestelltes Essen entsprach nicht dem was er bestellt hatte und ich kann sagen das Rolf seine Reklamation tadellos vorgebracht hat. Das Problem wurde von der Küche sofort gelöst. Ich erwähne dies deshalb weil dieser Umstand im Laufe der Tour noch etwas an Bedeutung gewinnen wird.
Unsere Truppe bestand im Großen und Ganzen aus Teilnehmern gesetzteren alters und so waren wir alle doch recht müde gegen 23:00 Uhr in unseren Zelten verschwunden.
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Schlauchi-Curti (Dienstag, 13 März 2018 16:09)
Ein unvergessener sportlich anspruchsvoller Segeltag - alles mit routinierter Teamarbeit und maximaler Begeisterung abgespult!
Der kameradschaftliche Umgang mit den anderen vier netten Segelcrews: genau so soll es sein!
Klasse Organisation durch Michael vom Segelcamp sowie Bulli- Chauffeur Jürgen, vielen Dank dafür!
Carsten sagt (Dienstag, 13 März 2018 22:23)
So ist es gewesen !!!