Regatta mit einem Hoby15

Starkwindsegeln die Gischt wird verweht
Starkwindsegeln die Gischt wird verweht

Das Wetter ist heute tropisch. Laut Regenradar sollen die Fronten durch sein. Man merkt schon bei den einzelnen Berichten, dass das Regenradar dieses Jahr unentbehrlich ist. Nichts finde ich unangenehmer, als wenn einen mitten auf dem See eine Gewitterfront überrascht. So sind in dieser Saison vor jeder Segeltour die Wetterseiten unsere besten Freunde. Man darf auch sagen, dass die Vorhersagen wirklich besser geworden sind. Diesen Sommer ( Frage, welcher Sommer?) hatten wir nie mehr als zwei Tage durchgehend Sonne. Okay, soll ja gut für die Haut sein, aber Schwimmhäute zwischen den Fingern sind auch nicht so prickelnd. Heute bereiten sich drei Katamarane vor, um auf das Wasser zu gehen. Davon zwei Evo´s (Schlauchis) und ein Hoby 15 Festrumpfkatamaran. Torsten und sein Evo wollten frei segeln, der Hoby und ich haben uns in Bosau zu einem Kaffee verabredet. Solche Verabredungen trifft man am besten beim Start, wenn man erst auf dem Wasser ist  segelt jeder für sich.

Klar kann man auch in Rufweite segeln, aber beim Powersegeln, wie wir es mal wieder betreiben, trifft man solche Absprachen lieber vor dem Start. Ich bin heute alleine unterwegs, meine Crew muss Geld verdienen. Für die heutigen Bedingungen habe ich gleich wieder das Starkwindsegel aufgezogen. Auf dem Hoby 15 sind sie heute zu zweit unterwegs. Dafür fahren sie 20 Qm Segelfläche.

Aus dem Logbuch:

Wind 4-5 Beaufort

Geschw. 26 km /h

Etmal 26 km

Heute ging schon beim Start die Post ab.Wenn man alleine startet ist es immer etwas stressig. Das geht schon los wenn der Kat im Wasser ist und der Bootswagen, mit dessen Hilfe man von Land ins Wasser gelangt, wieder zurück an Land muss. Der Kat sollte dann möglichst so auf dem Strand aufliegen, dass er nicht von alleine lossegelt. Alles schon da gewesen.

Auch die Leinen auf dem Trampolin müssen klar sein. In den ersten Minuten muss alles funktionieren, da hat man keine Zeit irgendwelche Leinen zu enttüddeln. Das geht dann garantiert schief.

Gerade bei diesen Windstärken bleibt keine Zeit für einen Fehler.

Der Start:

Den Kat etwas gegen den Wind ins tiefere Wasser gezogen, danach den Kat gegen den Wind drehen. Nun begebe ich mich heute auf der linken Seite von unserem Kat wieder nach hinten bis hinter die Wanten.

Ab jetzt muss es wirklich zügig gehen. Der Evo bekommt einen kleinen Schubs, so dass er wieder in den Wind dreht. Gleichzeitig rolle ich mich auf das Trampolin. Ich würde ja lieber schreiben, dass ich auf das Trampolin hechtete, aber das kommt der Wirklichkeit nicht nahe. Das liegt zum einen daran, dass ich bis zur Hüfte im Wasser stehe und zum Anderen mich nicht top bewegen kann in meiner Schutzkleidung.  Nachdem ich dieses elegante Manöver vollzogen habe greift sofort der Wind in mein Großsegel und wir nehmen Fahrt auf. Ich sortiere noch meine Gliedmaßen, da muss ich schon die Pinne greifen und die Großschot bedienen. Fürs erste muss ich mehr Freiraum vom Strand, von Pfählen und unserer kleinen Hafenmole ersegeln.  Der Freiraum ist da. Jetzt wieder den Evo in den Wind gedreht. Pinne loslassen, schnell nach vorne gerobbt und das Mittelschwert runtergezogen. Oh, diesmal lässt sich das Mittelschwert ohne Probleme runterziehen. Normaler Weise klemmt es immer etwas. Das liegt meines erachtens daran, dass sich die Aufhol- und Niederholleine gegenseitig beklemmen. Schnell wieder zur Pinne und den Kurs korrigiert. Mit dem runtergelassenen Mittelschwert habe ich kaum noch Abdrift. Als letzten Schritt ziehe ich mit der Fockschot die Fock heraus. Jetzt kommt noch einmal richtig Druck in das Boot. Unsere Fock ist sehr groß und somit gibt sie unserem Evo noch einmal ordentlich Speed.

Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich entspannen kann und mich nur noch auf das Segeln konzentrieren muss. Herrlich!

Der Hoby 15 landet an der Schlauchi ist schon da!
Der Hoby 15 landet an der Schlauchi ist schon da!

Ich drehe noch einmal kurz bei und warte auf den Hoby 15. Dieser kommt gerade vom Strand.

Der Skipper möchte noch etwas im Trapez testen und geht dabei fast über Bord. Ich liege beigedreht und beobachte das Geschehen, Mit erheblicher Turnkunst gelingt es dem Skipper wieder auf das Trampolin zu kommen. Nun kann ich die Großschot dicht holen. Zuerst führt uns unser Kurs Richtung Plön. Dies ist zwar die entgegengesetze Richtung ,ist aber nötig um dann in einem Rutsch bei dieser Windrichtung nach Bosau runter zu segeln.  Nach der Wende ging es dann richtig los, mit voll Speed auf Bosau zu. Dabei war ich häufig auf einer Kufe unterwegs, das Material wird nicht geschont. Was mein kleines Seglerherz richtig erfreute war die Tatsache, dass der Hoby 15 nicht wirklich dichter kam. Gut ich bin alleine unterwegs und sie zu zweit, dafür fahren sie wesentlich mehr Segelfläche als ich. Ich muss trotz Trapez meine Bauchmuskeln ordentlich trainieren, hänge ziemlich viel außenbords.  Es entwickelt sich ein Rennen zwischen uns. Klar kann man sich als Festrumpfkat nicht von einem Schlauchi versegeln lassen. Aber unser Evo ist gut. Wir haben eine ordentliche Welle und da sind wir nicht zu schlagen. Die Festrumpfkats bohren sich in die Wellen, während wir wie ein Volvo ocean racer darübergleiten. Sobald unsere Rümpfe in die Welle tauchen verlieren auch wir an Fahrt. Klar, ist das heute hartcoresegeln aber es bringt Laune. Bis Bosau Strand gelingt es dem Hoby 15 nicht mich einzuholen.Einfach genial.

Links der kleine Hafen,welcher mir Probleme bereitete
Links der kleine Hafen,welcher mir Probleme bereitete

In Bosau angekommen gab es im Strandcafe einen Kaffee. Natürlich wurde auch unsere Wettfahrt erörtert.  Nach gut einer halben Stunde Pause hieß es wieder Leinen los und den Rückweg angetreten. Das gestaltete sich bei mir nicht so einfach. Hier in der Bosauer Bucht stand der Wind genau auf dem Strand. Links von mir, wenn ich auf den See schaue, befindet sich ein kleiner Yachthafen. Da hatte ich nicht allzuviel Platzreserve. Also Kat vorbereitet, etwas auf das Wasser ziehen und rauf auf das Trampolin. Das Schwert kann ich noch nicht setzten es ist zu flach hier. das Schwert hängt nur so lose runter. das reicht leider nicht um die Abdrift Richtung Hafen zu verhindern. Puh, schnell gehalst, damit ich nicht mit den Booten im Hafen kollidiere.  Nun geht es wieder viel zu schnell auf den Strand zu.  Ruder wieder rum gerissen,  Kat versucht in den Wind zu schießen, ging nur mäßig. Runter vom Trampolin und den Kat bei der Sorgeleine gepackt und zu Fuß ganz in den Wind gedreht. Das war mal nix, dieser Start. Nun ziehe ich den Kat weiter in das Wasser um mehr Freiraum vom Hafen zu bekommen und auch die Wassertiefe für das Schwert zu erhalten. Ich benötige mindestens 95 cm Wassertiefe bei ausgefahrenem Schwert.

Den Evo in den Wind gedreht, mich auf das Trampolin gewuchtet. Großschot etwas dicht geholt, Schwert runter und Fock raus jetzt habe ich wieder volle Kontrolle über meinen Evo. Mit Volldampf und Karacho schieße ich auf das südliche Ende unseres Sees zu.

Der Hoby15 hatte es beim Start einfacher, sie waren etwas weiter weg von dem besagten Hafen und eben zu zweit. Auch sie kommen zum südlichen Ende des Sees. Nach der Wende nehmen wir erneut unser Wettrennen auf. Jetzt liegt der Hob 15 vorne, kann mich aber nicht abschütteln,. Wieder sind es die recht hohen Wellen die uns den Vorteil verschaffen. Ich genieße dieses sportliche Segeln in vollen Zügen und streichel meinen Evo, weil er diese Tortur so gut mitmacht.

Mittlerweile sind wir schon fast an unserem Strand angekommen. Jetzt kommt für mich als Solosegler eine neue Herausforderung. Wir besitzen einen der ersten Happy cat Evos und Grabner hat bei diesen Modellen die Rollrefanlage der Fock verändert. Bei unserem Vision konnte ich an einer Leine ziehen und die Fock rollte sich auf. Sozusagen Einhandbedienung.  Die Leine war so lang, dass ich diese bequem von der Pinne aus bedienen konnte.

Nun hat Grabner dem Evo eine Rollreffanlage mit Umlaufleine  gegönnt. Zu allem Überfluß endet diese Umlaufleine noch vor unserem Mast. Dies bedeutet für mich als Einhandsegler, dass ich die Pinne verlassen muss, um die Fock zu bergen. Weiterhin benötige ich beide Hände um die Rollreffleine zu bedienen. Absolut unpraktisch. Nun mag der Eine oder Andere einwerfen, dass ich die Pinne ja fesstellen kann. Richtig ist aber bei diesen Wind und Wellenverhältnissen ein echtes Risiko, da der Evo nicht Kursstabil ist.

Ich habe diesen Umstand bei Gregor Grabner angesprochen und er konnte mein Problem nachvollziehen. Mittlerweile wurde hier auch etwas getan und zwar die Umlaufleine wurde bis auf das Trampolin gezogen. Trotzdem bedarf es beider Hände um die Fock zu bergen.

Also raste ich die Pinne ein, Fiere die Großschot auf und hoffe, dass der Evo bei 70 cm Welle und 4-5 Beaufort kurz den Kurs hält. Schnell nach vorne und die Fock weggerollt. Flugs zurück zur Pinne, da der Evo schon aus dem Ruder laufen will. Mich ärgert dieser Umstand jedes Mal, und wenn man sich ärgert muss man was ändern. So ist es heute beschlossene Sache, dass ich wieder auf das Einleinen- Rollsystem zurückgehe. Das mit der Umlaufleine ist für einen Einhandsegler Gurkenkram.

Mein Entschluß wird noch von einem Ereignis bestärkt, welches sich am Ende der Saison 2017 ereignet hat, aber dazu kommen wir später. Heute gelingt mir das Kunsstück die Fock wegzurollen und ich kann sauber an unserem Starnd anlanden

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Kommentare: 2
  • #1

    rubbersolution (Freitag, 26 Januar 2018 18:01)

    Tja, oftmals sind die "herkömmlichen" Bedienungsmethoden nicht die schlechtesten, also ist die bewährte "Einhandbedienung" für die Rollfock wohl zu bevorzugen.
    Gruß
    C. K. Gustav

  • #2

    Carsten sagt (Sonntag, 28 Januar 2018 16:14)

    Hallo Gustav,
    aus meiner Sicht eindeutig ja. Habe dieses Jahr das erste Mal einen Stecker gefahren nur weil ich die Fock nicht weg bekommen habe. Eienen Stecker mit unseren Booten zu fahren ist schon eine Kunst!! Ich greife hier etwas vorweg, ich rüste wieder auf die Einhandanlage um. Wenn man immer zu zweit segelt, geht es mit der neuen Rollreffanlage aber solo ist das nix.
    Genauer Bericht kommt ende Februar 2018 miit einem Werftbericht

    Gruß Carsten