Wir wechseln das Revier. Es geht mal wieder an die Schlei. Die Schlei ist ein Fjord welcher von der Ostsee kommend 40 Kilometer in das Binnenland reicht. Die Schlei hat als Gewässer für Segler so seine Tücken. Zum Einen ist sie an vielen Stellen recht flach, zum Anderen herrschen hier oft chaotische Windverhältnisse. Diese chaotischen Windverhältnisse bekommen wir auf unserer heutigen Fahrt richtig zu spüren.
Aus dem Logbuch:
Wind 5-7 Beaufort
Wellen zum Teil gut 1 Meter
Geschwindigkeit 23,7 Kilometer pro Stunde
Etmal 7 Kilometer.
Viele werden sich über das kurze Etmal wundern, aber dies ist den heutigen Windbedingungen geschuldet.
Ich wollte heute unbedingt auf die Schlei, wenigstens kurz antesten. Okay die Bedingungen sind sportlich aber das mögen wir beide ja. Auf jeden Fall stellt uns das Wetter nicht groß vor die Wahl des Großsegels. Bei diesen Bedingungen ist klar das Starkwindsegel angesagt.
In unserem Sektor, wo wir starten, verengt sich die Schlei recht stark. Das Ufer wird hier von hohen Pappeln und Erlen gesäumt. Daher ist man in diesem Bereich noch recht geschützt. Nach den üblichen Startvorbereitungen schiebe ich Gabi mit unserem Evo in den Wind und wuchte mich auf das Trampolin.
Gabi hält fürs erste Kurs Richtung Schleswig, dabei wollen wir eigentlich in die entgegengesetzte Richtung. Dies ist allerdings notwendig, damit wir genügend Freiraum von unserem kleinen Hafen bekommen und ich das Mittelschwert setzen kann. Fock noch raus und wir können die Plätze tauschen. Ich übernehme die Pinne und Gbi stellt sich die Trapezleinen ein. Nachdem wir uns genügend Freiraum ersegelt haben geht es mit einer 180° Wende auf Gegenkurs. Nach ca. 400 Meter kommen wir in den eigentlichen Windbereich. Soll heißen die Schlei wird jetzt breiter und es stehen keine Bäume mehr an den Ufern.
Jetzt fällt der Wind wie eine Furie über uns her. Obwohl wir das kleine Segel aufgezogen haben sind die Böen so stark, dass ich die Großschot aus der Hand fahren muss. Das macht das Segeln äußerst anstrengend. Meine Vorschoterein ist nur damit beschäftigt sich rauszulegen und gleich wieder sich zurück zu bewegen. Gabi kommt gar nicht dazu sich in das Trapez zu stellen. Wir jagen dahin und durch den starken Wellengang kommen bei einer Geschwindigkeit von 20km/h auch ordentlich Wellen über das Trampolin.
Mit uns ist eine Segelyacht auf Parallelkurs. Sie mühen sich redlich können aber unsere Geschwindigkeit nicht mithalten. Wir zischen förmlich an Ihnen vorbei. Hier merken wir immer erst wie schnell wir eigentlich mit unserem Evo sind. Es fehlen einem ja sonst die Vergleiche. Sicherlich sitzt man auf der Yacht kompfortabler und wird eventuel nicht ganz so nass, hat dafür aber weniger den sportlichen Aspekt. Auch die Yachtis sind bei diesem Wetter eingemummelt, auch ihnen wird es kalt, da man sich wenig bewegt aber im Wind sitzt. Auf der Höhe der Marina Hüls wollen wir eine Wende fahren. Ich fahre die Wenden in der Regel so früh, dass ich immer noch Raum für einen zweiten Versuch habe. Gerade bei hohen Wellen sind Katamarane im allgemeinen nicht sehr drehfreudig. So auch heute, wir schaffen es nicht beim ersten Anlauf durch die Wende zu kommen. Also erneut Fahrt aufnehmen und einen zweiten Versuch starten. Auch Dieser klappt nicht, die Wellen sind zu hoch und drücken unseren Rumpf immer wieder zurück. Nun wird der freie Seeraum langsam eng. Dies bedeutet für uns einen anderen Plan verfolgen, wenn wir nicht mit Karacho ans Ufer donnern wollen.
" Ich werde halsen" teile ich Gabi mit
"Okay" kommt es knapp von ihr zurück. Sie weiß was sie zu tun hat.
" Klar zur Halse" rufe ich aus
" Klar zur Halse" antwortet mir Gabi. Sie ist bei der Wiederholung des Kommandos in die Mitte des Trampolins gerutscht und hat beide Fockschoten in der Hand.
Ich selbst viere die Großschot auf und drehe den Evo vor den Wind.
Greife jetzt die Großschot zwischen Segel und Block, um ein unkontrolliertes Überschlagen des Segels zu verhindern.
Drehe den Evo weiter und führe mit der Hand das Segel rüber. Heute ist allerdings der Wind so stark, dass ich nur den Wind Druck abfedern kann.
Sobald das Großsegel geschiftet ist holt Gabi die Fock rüber und wir zischen schon wieder ab.
" Das lief ja super" rufe ich meiner Vorschoterin zu.
" Ja fand ich auch, ging besser als gedacht".
Mein Plan ist jetzt eigentlich an der Marina Hüls vorbei zu segeln, aber dieser Plan geht nicht auf. Wir können nicht genügend Höhe segeln und so führt uns unser Kurs direkt auf die Liegeplätze der Marina zu.
Na gut, ich gebe mich geschlagen.
"Gabi wir halsen noch einmal und danach segeln wir quer über die Schlei, von der Position aus müssten wir dann in den geschützen Bereich gelangen."
"Gut bin ich mit einverstanden, dass ist heute wirklich ruppig hier draußen. Hoffentlich hält das Material," kommt es von ihr zurück.
Ja, heute ist es wirklich kein Zuckerschlecken, die 7er Böen reißen wie wild im kleinen Segel. Nach wie vor fahre ich die Schot aus der Hand. Man gut, dass wir Segelhandschuhe tragen, sonst wäre die Haut dahin.
Bevor ich bei der Marina einen Liegplatz benötige gebe ich das Kommando"Klar zur Halse" rutsche dabei selbst in die Mitte des Trampolins. Gabi wiederholt das Kommando"Klar zur Halse" und ist auch schon in der Mitte des Trampolins. Wie eben wird die Großschot gefiert und der Evo vor den Wind gedreht. Schnell die Großschot wie oben beschrieben gepackt und schon geht es durch den Wind. Das Großsegel ist diesmal sanfter rübergekommen. Gabi hat die Fock durchgeholt und hat sich schon wieder in den Trapezhaken eingeklingt. So kann sie, wenn auch heute nicht stehend, so doch sich recht weit rauslehnen. Jetzt kreuzen wir mit ordentlich Speed die Schlei und das Fahrwasser. Nach kurzer Zeit sind wir auf der anderen Seite angekommen. Hier sind die Wellen niedriger und ich kann eine Wende durch den Wind fahren. Für heute reicht es uns und wir nehmen Kurs auf unseren Liegeplatz. Um dort hin zu gelangen müssen wir noch eine kleine Insel passieren. Wir haben die Wahl rechts dem Fahrwasser folgend an der Insel vorbei, oder links an der Insel vorbei, wo das Wasser allerdings sehr flach sein kann. Die Windbedingungen würden die linke Passage besser ermöglichen. Nach Rücksprache mit der Crew entscheiden wir uns für die linke Passage. Im Zweifeslfall lösen die Sicherheitsklampen des Mittelschwerts und des Ruders aus. Mehr passiert hier nicht. Noch einmal beginnt ein ordentlicher Ritt diagonal über die Schlei, welcher uns einiges abverlangt. Dafür kann ich den geplanten Kurs perfekt anlegen. Auf Höhe der Insel erwarte ich, dass die Schwerter auslösen, aber nichts dergleichen geschieht. Auch nicht schlecht. Jetzt noch eine Wende und wir können direkt unseren Liegeplatz ansteuern.
Ziemlich geschafft kommen wir an unserem Liegeplatz an. Puh, zum Teil war es heute wirklich Kampfsegeln. Teilweise waren die Böen zu heftig. Selbst mit dem kleinen Segel. Dieser Sommer ist schon komisch, entweder gibt es gar keinen Wind oder wir haben gleich Windstärke 7. So ein schöner 4er Wind ist scheinbar nicht im Angebot.
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Guido (Samstag, 23 Dezember 2017 19:34)
Frohe Weihnachten wünsche ich euch. Wir waren auch an der Schlei für eine Woche, Camping Hellör. Wir sind zwar ganz schön abgesoffen (Regen,Hagel) aber sonst war es ganz schön. Beim kleinen Hafen muß man aufpassen das man dem Steg nicht zu nahe kommt. Ein Camper sagte mir das einem Schlauchsegler der Schwimmer dabei geplatzt sei.Sonst störten mich nur die vielen Motorboote sowie die Stellnetze aber jeder will ja zu seinem Recht kommen.Die meiste Zeit segelte ich zwischen Missunde und Brücke.Meine Schwimmer mit seitlicher Verstärkung sind auch wieder da,alles Ok. ICH wünsche euch eine schöne Zeit und Gesundheit . Guido
Carsten sagt (Samstag, 23 Dezember 2017 20:04)
Hallo Guido,
Danke für Eure Wünsche. Ich wünsche Euch auch schöne Weihnacht.
Du darfst auf den Silvesterbericht gespannt sein. Da könnte Dir etwas bekannt vorkommen.
Gruß Carsten