Der Gennaker lässt sich kaum bergen

Mir fällt es selber auf, dieses Jahr drehen sich viele Blogberichte um das Gennakersegeln. Es ist aber auch etwas Besonderes und hat so seine Tücken. Weiterhin ist es für uns Neuland und daher müssen wir viel ausprobieren, um zu lernen was gut funktioniert oder was man lieber bleiben lässt. Ich selber empfinde es immer als sehr angenehm, wenn mich ein Segler an seinen Erfahrungen teilhaben lässt. Manches kann man bestätigen, manches halt nicht. Dafür hat man aber so eine Art Richtschnur und das gefällt mir persönlich ganz gut. So auch heute, wie die Überschrift schon vermuten lässt läuft heute nicht alles reibungslos. Wir hatten sogar sehr viel Reibung wie Ihr gleich lesen dürft. Zuerst werfen wir einen Blick in das Logbuch, um uns mit den äußeren Bedingeungen vertraut zu machen.

Aus dem Logbuch:

Wind 3 Beaufort in Böen gute 4 Beaufort

Max. Geschw. 25 km / h

Etmal 20 Kilometer

Unsere letzten Fahrten unter Gennaker hatten wir auf der Schlei bei etwas weniger Wind unternommen. Heute wollen wir mal sehen wie es mit etwas mehr Wind geht. Wie verhält sich unser Evo und können wir den Gennaker rechtzeitig bergen?

Meine Crew hat sich heute frei genommen und so begleitet mich mein Freund Curt als Vorschoter. Curt und ich sind ja auch schon ein gut eingespieltes Team und haben beide genügend Segelerfahrung, um mit diesen Bedingungen unter Gennaker klar zu kommen.

Wie bei jeder Tour, bei Der wir planen den Gennaker zu setzen, führen wir einen Testaufbau an Land durch.

Hier an Land können wir eine nicht richtig geschorene Leine noch gut neu verlegen. Ist man erst einmal auf dem Wasser, wird es sehr schwierig.

So ziehen wir den Gennaker an Land hoch und überprüfen alle Leinen und bergen ihn auch wieder in die Tube. Hier läuft alles so wie es sein soll. Prima, dann kann es ja losgehen.

Rein in die Trockenanzüge und den Evo ins Wasser geschoben. Ich halte den Evo gegen den Wind während Curt den Bootswagen ans Ufer zurück bringt.

Nachdem Curt wieder da ist, begibt er sich auf das Trampolin und bereitet alles für den Start vor. Dies bedeutet im Einzelnen:

Cunningham durchsetzen, damit das Großsegel flach gefahren werden kann.

Das Mittelschwert einfach fallen lassen , noch nicht durchsetzen. Ist noch zu flach.

Die Großschot in die Lochplatte am Segel einhängen, heute im letzen Loch

Pinne übernehmen und Ruderblatt fallen lassen, auch dies kann noch nicht durchgesetzt werden, da die Wassertiefe noch nicht ausreichend ist.

Curt gibt mir das Okay und dies bedeutet für mich, dass ich den Evo im Wasser stehend in den Wind drehe und mich dann auf das Trampolin wuchte.

Während ich auf dem Trampolin rumkugel, holt Curt die Großschot dicht, um uns in tieferes Wasser zu bringen. Bis ich mich so sortiert habe, sind wir aus der Flachwasserzone raus.

Als erstes ziehe ich das Ruderblatt ganz nach unten. So hat Curt volle und vor allem eine leichte Ruderführung. Danach geht es nach vorne um das Mittelschwert  ganz nach unten durchzusetzen. Heute zickt es mal wieder rum. Für dieses Problem habe ich noch keine gute Lösung. Da ich aber mittlerweile herausbekommen habe, dass das Problem an den beiden Seilen liegt, weiß ich mir zu helfen. So lege ich mich bäuchlings auf das Trampolin und drücke einfach das Mittelschwert mit der Hand in seine richtige Position. Klar ist dies nicht gerade elegant, aber wenn man zu zweit unterwegs ist geht es schon. Nun kann die Fock ausgerollt werden. Mit dem Setzen der Fock nehmen wir nochmals richtig Fahrt auf.

Ich bleibe fürs Erste in der Vorschoterposition und Curt segelt uns auf den See hinaus. Wir haben heute einen schönen "SW" Wind  das bedeutet, dass wir erst gegen den Wind aufkreuzen müssen, dann allerdings etliche Kilometer unter Gennaker segeln können.

In der Startposition angekommen, bringt uns Curt auf raumen Kurs, das heißt der Wind fällt schräg von hinten ein. Das ist die optimale Position für ein schnelles Segeln unter Gennaker. Ich bekomme sein Okay. Die Fock wird eingerollt und danach der Gennaker aus der Tube gezogen. Fall kontrollieren, dass es ja auch richtig in der Klemme am Mast sitzt und die entsprechende Gennakerschot dicht geholt.

Schon steht das "große Segel" wunderbar und wir nehmen merklich Fahrt auf. Die vierer Böen merke ich ganz gut in meinen Händen, die Knarrenblöcke schlagen an und verhindern, das mir die Schot durchgeht. Hier sollte der Vorschoter besser Hanschuhe tragen. Die Gennakerschot übt jetzt ordentlich Zug aus und kann schon die Hände abschnüren. Vor allem, wenn man beruflich nur mit dem Computer arbeitet. Einen Handwerker wird es weniger stören.

Wir stellen fest, dass vierer Böen noch Okay sind für unseren Evo, wir sind sehr flott unterwegs.

Es wird Zeit den Gennaker zu bergen, wenn wir nicht zu Fuß an Land weiter wollen. Ich nehme das Gennakerfall aus der Klemme und übergebe es Curt.  Curt hält es weiter unter Spannung. Nun sortiere ich meine Bergeleine und halte die Gennakerschot noch etwas gespannt. Ich rufe ;" Jetzt" und Curt lässt das Gennakerfall langsam nach. Ich ziehe jetzt mit beiden Händen wie wild an der Bergeleine. Dafür muss ich die Gennackerschot los lassen. Der Gennaker verschwindet nur zum Teil in der Tube.  Mh, was ist los? Ich überprüfe meinen Leinensalat und stelle fest, dass die eine Gennakerschot total gespannt ist. Ich versuche Ihr etwas lose zu verschaffen, aber es reicht nicht wirklich. Der Gennaker verschwindet nicht ganz in der Tube weil die Gennakerschot ihn daran hindert. Ist irgendwie blöd aber im Moment nicht zu ändern. Curt bringt unseren Evo durch den Wind und wir segeln zurück. Während wir so zurücksegeln, philosophieren wir beide darüber, warum die Schot so stramm ist. Wir können ja nichts sehen. Ist auch irgendwie unbefriedigend. Wir wechseln die Positionen und ich übernehme die Pinne und die Großschot.

Wir kreuzen wieder auf und versuchen nochmals eine günstige Ausgangsposition für unseren Gennaker zu erreichen. Als wir die Position endlich erreicht haben bringe ich uns vor den Wind. Curt bekommt das Okay von mir und nimmt die Fock weg. Danach zieht er den Gennaker aus der Tube und setzt ihn mit der Schot durch. In diesem Moment werden wir von hinten angerufen. Ich bin etwas verdutz und drehe mich um. Da ist Guido mit seinem Grabner Kajak hinter uns. Guido ist auch Besitzer von einen Grabner Happy cat. Das ist gerade wirklich ein schlechter Moment um zu klönen. Wir nehmen gerade Fahrt auf und Guido kann natürlich nicht mithalten. Es reicht gerade für ein paar Worte.

"Sorry Guido, sollte wirklich nicht unhöflich sein.". Ich hoffe das Du uns verzeihen kannst.

Klar hätten wir den Gennaker wieder bergen können, aber er stand gerade so schön und die vierer Böen  wollten wir nicht verpassen. So rauschen wir wieder auf Plön unter Vollzug zu. Es bringt Laune wenn richtig Zug auf den Gennaker kommt wir rauschen mal wieder dahin.

Ein Problem bleibt aber, wenn der Wind mehr wird muss der Gennaker runter und ob uns das gelingt ??

Irgendwie ist der See heute zu kurz. Viel zu schnell müssen wir den Gennaker bergen. Curt übergibt mir das Gennakerfall und sortiert dann die Bergeleine und die Schot. Ich bekomme von Curt das "Go" und lasse das Gennakerfall langsam nach. Wie vorhin lässt sich der Gennaker nur bis zu einem gewissen Grad in die Tube ziehen, dann spannt sich die Schot und verhindert das wir den Gennaker weiter in die Tube bekommen. Wir zuppeln an der Schot rum und bekommen den Gennaker noch ein Stückchen in die Tube gezogen, dann ist aber schluss.

Das ist suboptimal, wir können beim besten Willen zur Zeit den Fehler nicht finden. Also nehmen wir Kurs auf unseren Strand. Dort angekommen holen wir unseren Evo aus dem Wasser und bringen ihn in eine etwas windgeschütze Ecke. Wir drehen den Evo so hin, dass wir den Wind von achtern haben um den Gennaker an Land erneut zu setzen.

Raus aus der Tube kommt das Segel wunderbar und steht auch wie eine Eins. Nun ziehen wir den Gennaker wieder in die Tube und wieder hakt es. Die Schot ist gespannt. jetzt allerdings können wir das Problem systematisch angehen und verfolgen genau was dort vorne an der Tube passiert. Wir können ausmachen, dass eine von beiden Schotleinen sehr ungünstig immer wieder mit in die Tube gezogen wird und dadurch die enorme Spannung auf der Schot entsteht. Nach dreimaligem setzen und wieder rausziehen ist langsam klar wo der Fehler liegt. Ist eigentlich wie beim Computer, das Problem sitzt davor. Hier nun nicht direkt, aber ich war das Problem, ich habe eine Schot etwas falsch geschoren(geführt), dadurch kam es zu diesen Problemen beim Bergen. Ich mache gleich ein paar Aufnahmen, damit ich für das nächste Mal mir die Bilder ansehen kann wo die Schot laufen muss. Wie gesagt, ist man erst einmal auf dem Wasser lassen sich solche Fehler sehr schlecht beheben.

Irgendwie stört mich das ganze Gedöns mit der Tube. Es ist zu kompliziert. Es können zu leicht Fehler geschehen, man braucht zuviele Hände. Ich hatte ja schon am Anfang des Jahres über den Top cat K4x berichtet. Mittlerweile gibt es ein nettes Werbevideo von diesem Cat und dort hat Top cat einen Rollgennaker eingesetzt. Eine geniale Idee !! Das gefällt mir!! Gabi und ich stehen jetzt öfters vor unserem Evo und philosophieren darüber wie man bei uns einen Rollgennaker verwirklichen könnte. Geht das überhaupt? Oder brauchen wir alles neu ? Fragen über Fragen.

Nach meinem Platten an der Schlei und den technischen Möglichkeiten des neuen K4x liebäugle ich mit diesem Cat. Allerdings möchte ich nicht die Katze im Sack kaufen. Hier oben im Norden kann man diesen neuen Top cat K4X in Altefär auf Rügen bei Sail & Surf probesegeln.

Wir vereinbaren einen Termin zum Probesegeln!

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Kommentare: 4
  • #1

    Lurchi100 (Samstag, 10 Februar 2018 19:27)

    Ich habe mir eine Gennaker Rolleinrichtung selber gebaut, nach vielen Tests bin ich von der Loesung ueberzeugt (ist auch ziemlich guenstig).
    Schau einfach mal hier, ob es Dir gefaellt:
    https://www.segeln-forum.de/board1-rund-ums-segeln/board2-segelboote/board181-schlauchsegler/8405-schlauchbootkatamarane/index71.html#post1034531

  • #2

    Carsten sagt (Sonntag, 11 Februar 2018)

    Hallo Lurchi,

    Ja, das sieht nicht schlecht aus. Mein Gennaker wird gerade von der Segelmacherei etwas modifiziert. Den Anschlag für die Rolle habe ich wie bei der Tube etwas weiter vorne angebracht. Mal sehen wie es wird. Aber schön zu hören, dass die Grundidee stimmig ist und es nicht nur mir so geht, dass es elegantere Lösungen gibt.

    Gruß Carsten

  • #3

    Bernhard Väth (Montag, 05 März 2018 12:05)

    Hallo Zusammen,

    wir haben uns das Gennacker nach Mass machen lassen. Wir wollten auch eine andre Farbe in's Spiel bringen, das schwarz-rot am HCH war uns zuviel.
    Unser Segel steckt im Sack (ohne Berge) und bis jetzt sind wir immer gut gefahren. Bis jetzt noch kein Wässern des grossen Segel und auch kentern bleib uns bis jetzt erspart.
    Ist sicher eine Sache der Einstellung, wie schnell und bei welchem Wind alles gehen soll. Zudem gibt's ja mit jedem Zubehör längere Aufbauzeiten.

    Grüsse Bernhard

  • #4

    Carsten sagt (Mittwoch, 07 März 2018 11:33)

    Hallo Bernhard,
    dass ist in etwa was ich zum "alten Grabnersystem "geschrieben habe. Dort ist es ja die Tasche, dass funktioniert ganz hervorragend. Mit den Anbauteilen hast Du recht. Wobei ich persönliich beim Aufbau mir Zeit nehme, Muss auf der Dienststelle genug hetzen. Mal sehen ob es mit dem Rollgennaker so läuft wie wir es uns vorstellen.
    Bin selber sehr gespannt.

    Gruß Carsten