Man könnte fast meinen, dass ich bewußt haarige Aktionen mit unserem Evo fahre nur damit ich hier etwas schreiben kann. Liebe Leser ich kann Euch versichern, dem ist nicht so. Klar segeln wir gerne am Limit, aber das haben fast alle Katamaransegler gemeinsam. Das macht ja den Reiz von unserem Sport aus. Ihr konntet ja auch im Bericht vorher lesen, dass wir auch ganz schillig unterwegs sein können. Heute war allerdings mal wieder so ein Segeltag wo mehr drin war als die Verpackung vermuten lies. Ich gebe zu, das Wetter war heute etwas unbeständig , aber der Wind war recht gut und vor allem etwas gleichmäßiger. Das ist bei uns auf dem See leider nicht so oft gegeben.
Aus dem Logbuch:
Wind SW 3-4 Bauefort Gewitterfront 7
Etmal 9,5 km
Geschwindigkeit 24 km /h = 12 Knoten
Wie immer im Leben hat man für die richtig spannenden Momente keine Kamera dabei oder eben keine Zeit entsprechende Aufnahmen zu machen. So natürlich auch heute, ich hatte zwar meine Outdoor Kamera dabei aber keine Zeit dafür. In der Regel arbeite ich mit drei bis vier Kameras. Zwei davon sind richtige Aktion Cams, Eine ist eine Outdoorkamera, welche ich am Mann trage und die vierte Kamera ist eine Große Kamera für Aufnahmen von Land aus. Nun heute eben nur die Outdoor Kamera!
Ich bin heute alleine unterwegs, meiner Vorschoterin ist es zu ungemütlich und sie möchte lieber lesen während ich meinen Bewegungsdrang auslebe.
Auf Grund unserer Erfahrung bei den Kenterübungen, bin ich heute für meine Verhältnisse mutig und entscheide mich für das große Segel. Wo ich nun weiß, dass ich mit unsere super Kentersicherung am Mast ( Wasserball ) den Evo auch alleine aufgerichtet bekomme, fällt mir dieser Schritt leichter. Vom Wetter her ist es eigentlich nicht so kalt aber trotzdem ungemütlich, daher entschließe ich mich für den Trockenanzug. Es zogen den ganzen Tag immer mal wieder Schauerböen durch. Im Moment sieht es recht gut auf der Wetterapp aus. Den Gennaker ziehe ich heute nicht auf, da 4er Böen einfach zu viel sind. Der Evo wird in gewohnter Weise klar gemacht. Die Großschot hake ich in das zweite Loch von vorne gesehen in die Lochplatte ein. So wird das Segel flach gefahren und es fängt weniger Wind. Ab geht die Post ich habe den Evo gut austariert, ich muss mich selbst daran erinnern, immer ein Stückchen nach vorne zu den Wanten zu rutschen. Ich sitze immer etwas zu weit hinten. Es läuft, mein Evo und ich sind flott unterwegs. Es kommt ein Regenschauer vorbei, aber dass macht mir nichts. Bin eh nass durch das Spritzwasser. Mein Evo und ich jagen mal wieder über den See und es macht richtig Spaß. Ich leite die 5 Wende ein und nehme wieder Kurs Süd. Irgendwie sieht der Himmel merkwürdig aus. Vom Süden her kommt eine Regenfront auf mich zu. Ich kann das südliche Ufer nicht mehr sehen.
Wie schon gesagt Regen ist mir eigentlich in dieser Montur egal. So wurden noch zwei Schläge unternommen wobei der Wind stätig an Stärke zunahm. Ich bin wieder auf Südkurs. Der Himmel wird immer komischer, um nicht zu sagen bedrohlicher. Mein Bauch sagt mir: es ist an der Zeit sich in Sicherheit zu bringen. Wenn mein Bauch das sagt dann befolge ich seinen Ratschlag, er hat meistens recht! Also die Wende eingeleitet und Kurs Strand. Ich bin ca 2 bis 3 Kilometer vom Strand entfernt. Ich laufe jetzt Kurs NO, dies bedeutet ich habe fast achterlichen Wind. Jetzt greift der Wind richtig an. Ich fahre den Traveler ganz auf und auch die Großschot. Ich muss dringend die Segelfläche verkleinern. Wir jagen dahin der Wind peitscht den See auf und mittlerweile fliegen mir Hagelkörner um die Ohren, das tut richtig weh. Zum Glück habe ich bei der Fock wieder meinen Einhandroller eingebaut. Fockschot losgeworfen , die Fock flattert wie wild im Wind. Das ist aber in diesem Moment wirklich egal. Schnell die Reffleine gegriffen und mit einem Zug ist die Fock weg. Jetzt jage ich nur noch unter Großsegel dahin. Bin aber immer noch viel zu schnell unterwegs Richung Strand. Der Wind hat jetzt gute 7 Windstärken das Großsegel legt sich um die Wanten soviel Druck ist da jetzt drauf. Ich gehe im Geiste meine nächsten Schritte durch.
Der Plan ist:
- Schwert aufholen, damit wir bei der Geschwindigkeit nirgends hängenbleiben, trotz der Notauslösung.
- Dann kurz vor dem Ufer mit dem Kat in den Windschießen. Ob das gelingt weiß ich nicht.
- Dann den Kat einfach gegen den Wind halten.
Also los, das Ufer ist nah und ich jage mit einem Affenzahn auf die Flachwasserzone zu. Mit einem ganz langen Arm das Schwert ausgeklingt um sofort wieder die Pinne unter Kontrolle zu haben. Es rumpelt kurz und das Schwer ist oben. Nach wie vor hagelt es wie wild, ich komme mir vor wie unter Beschuss und der Wind jault richtig bei mir im Rigg.
Wir haben den Strand fast erreicht, jetzt reiße ich das Ruder rum und hoffe, dass mein Evo in den Wind schießt. Jo, macht er ganz brav.
Keine Zeit, ich muss runter vom Trampolin. Der Wind will die Rümpfe wieder zur Seite wegdrehen und das bedeutet, das das Großsegel wieder Wind fängt. Das wäre jetzt nicht wirklich in meinem Sinne. Daher springe ich ins Wasser greife schnell meine Sorgeleine und ziehe den Rumpf wieder in den Wind. Jetzt bin ich vorne und kann am runden Beam den Evo im Wind halten. Ich bugsiere meinen Evo so, dass ich mit dem Heck von beiden Rümpfen auf dem Strand aufliege, das erspart mir einiges an Kraft.
Nun stehe ich hier im Wasser, der Sturm und die Hagelkörner peitschen um mich herum, aber ich bin sicher angelandet. Jetzt heißt es einfach nur abwarten bis das Unwetter weiter gezogen ist.
So ist es auch. Nach gut 15 Minuten wird der Himmel im Süden wieder hell und der Spuk nimmt langsam ein Ende.
Puh, dass war mal wieder eine Aktion. Hätte ich nicht auf meinen Bauch gehört, und wir wären noch auf dem See gewesen, wäre vermutlich Einiges zu Bruch gegangen. Aber so ist alles gut und ich kann meinen Evo wieder ruhig an Land bringen.
Wie oben schon erwähnt, wärend der heißen Phase hatte ich keine Zeit für Fotos. Unten zwei Bilder die ich im Nachgang schießen konnte. Gerade das erste Bild gibt gut wieder warum mein Bauch sagte ab nach Hause!!!
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